Bekannt aus:
Bei unangenehmen Situationen ist Weglaufen keine Hilfe

Weglaufen ist keine Lösung – Bleiben Sie stehen!

Ich will weglaufen. Ganz weit weg. Oder nein. Noch besser wäre es, einfach die Decke über den Kopf zu ziehen und sich vor der Welt zu verkriechen.

Wenn alles zu viel wird: Weglaufen

So war bisher meine Strategie. Nicht bewusst, sondern unbewusst. Zum Beispiel war ich mal sehr knapp bei Kasse und jedes Mal, wenn ich ohnmächtig beim Kassensturz feststellte, dass kein Geld mehr da ist: habe ich online eingekauft. Verdrängung vom Feinsten. Einfach das Problem ignorieren und erst recht einkaufen. Warum? Weil es mir gerade so schlecht geht und der Einkauf mich glücklich macht.

Ebenso ist es bei meiner Ernährung. Wenn ich mich ärgere, dass ich vermeintlich ein paar Kilo zu viel drauf habe: Dann gehe ich los und kaufe Süßigkeiten. Warum? Weil es mich glücklich macht. Für den Moment.

Ich habe es mir verdient

Vor allem, wenn ich viel geleistet habe, dann kommt mir der Gedanke: Ich habe es mir verdient. Wenn die Waage also zu viel anzeigt, dann sage ich mir: “Wie blöd. Gegen den Kummer isst du jetzt erst einmal nach Herzenslust. Das hast du dir verdient. Spielt jetzt ja eh keine Rolle mehr. Morgen fängst du dann wieder mit einer Diät an.”

Oder wenn ich knapp bei Kasse war und überlegt habe, wie ich finanziell die nächsten Monate überlegen soll, dann kaufe ich fast automatisch ein. Nie etwas Großes, weil ich ja kein Geld habe, doch eine Kleinigkeit hier, eine Kleinigkeit dort und die summieren sich dann doch auf eine große Summe. Weil ich es mir verdient habe, nach dem Schock.

Hauptsächlich aber, weil ich die Ohnmacht nicht aushalte. Weil ich nicht hinsehen möchte. Hilft es? Ja. In den ersten Minuten und Stunden hilft es sogar sehr gut. Doch danach …

Stehen bleiben

Seitdem mir bewusst ist, dass ich bei schwierigen Situationen dazu neige, mich vermeintlich zu belohnen, frage ich mich: “Brauche ich das wirklich? Oder will ich damit nur weglaufen?” Es hilft schon ungemein, sich dies bewusst zu machen. Mir tun diese Übersprungshandlungen nicht gut. Das Weglaufen ist keine Lösung. Unter der Decke verkriechen und die Welt ausblenden auch nicht.

Seitdem bleibe ich stehen. Ich halte die Angst aus. Die Ohnmacht. Den Ärger. Den Frust. Was auch immer an unangenehmen Gefühlen hochkommen mag. Ich bleibe stehen und halte es aus.

Bei Vorträgen und Meetings gilt dasselbe

Genau dies rate ich auch Mentees, die vor einer Gruppe wie gelähmt sind. Nicht wegrennen. Aushalten. Stehen bleiben. Hinschauen. Somit in diesem Fall die Zuhörer anschauen. Das Gefühl bewusst fühlen. Das gibt Präsenz. Spüren Sie sich mit allem, was an Gefühlen hochkocht. Verdrängen Sie nichts.

Vielen hilft es ungemein, sich selbst die Erlaubnis zu geben, alles zu fühlen und zuzulassen. Stehen bleiben und hinschauen ist häufig nicht leicht. Doch es ist ein Weg raus aus dem Dilemma. Es hilft ja nichts, wenn Sie mit einer vermeintlichen Belohnung das Drama nur noch schlimmer machen.

Fazit

Bleiben Sie stehen. Lassen Sie alle Gefühle zu und denken Sie sich, dass es okay ist, sich gerade blöd zu fühlen.

Weglaufen ist keine Lösung, auch wenn es sich im ersten Schritt besser anfühlt. Stehen bleiben fühlt sich dagegen im ersten Schritt häufig schrecklich an, aber ist dauerhaft ein riesengroßer Schritt zu Ihrem persönlichen Ziel.

 

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. “Stehen bleiben und hinschauen ist häufig nicht leicht. Doch es ist ein Weg raus aus dem Dilemma. ”

    Als ich im Januar dieses Jahres ein Seminar besuchte, hatte der Trainer dort – meiner Meinung nach – ein sehr passendes Wort für diesen Vorgang: “Komfortzonenerweiterung”

    Das trifft den Vorgang sehr gut, da man ja eben den Verhaltensradius erweitert, innerhalb dessen man sich wohlfühlt. So erscheint der Vortag oder die Präsentation beim nächsten Mal weit weniger schlimm 🙂

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