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Frau García, was entspannt Sie?

Ich erinnere mich noch genau, wie mich vor langer Zeit eine Therapeutin dies fragte. Ich war damals noch eine junge Radiomoderatorin. Und ich steckte in einem dunklen, emotionsarmen Loch. Sie wollte mir raus helfen, indem sie mich daran erinnert, was mir Freude bereitet. Wobei sie am Anfang schon damit zufrieden gewesen wäre, wenn ich etwas gefunden hätte, was mich entspannt.

Mich persönlich hätte es schon zufrieden gestellt, wenn ich überhaupt etwas empfinde. Mit der Aufforderung, alles aufzuschreiben, was mich entspannt, war ich völlig überfordert. Ich schlurfte tagelang durch die Gegend und fand nichts, was mir auch nur annähernd Spaß machte.

Wocochino mit Karamell

Tage später saß ich gelangweilt in einem Café und trank das erste Mal einen Wocochino mit Karamell. Erst einen Schluck. Dann blickte ich begeistert auf. Schaute mir dieses Exemplar genauer an. Und dann nahm ich noch einen Schluck. Kostete ihn völlig aus. Griff dann zu meinem Rucksack. Kramte nach meinem Block und einem Stift. Und dann schrieb ich als erstes auf meine Liste: “Wocochino mit Karamell”.

Heute ist das nichts Besonderes mehr, aber damals war es eines der ersten neumodischen Cafés in dem ich saß.  Heutzutage gibt es ja an jeder Ecke Starbucks, World Coffee, Balzac Café oder wie sie alle heißen. Doch damals war es eines der ersten und noch etwas besonders. Ich konnte mir am Anfang unter einem Wocochino gar nichts vorstellen. Im Endeffekt ist es einfach ein Karamell Macchiato.

Der Anfang war gemacht

Nun hatte ich also endlich etwas auf meiner Liste stehen. Als zweites kam Calvin & Hobbes. Kennen Sie die Comics von dem kleinen Calvin und seinem Stofftiger Hobbes? Wenn ich die lese, dann lache ich Tränen. Auch mitten in der S-Bahn. Egal wie schlecht es mir gerade geht.

Der Bann war gebrochen und ich fand immer mehr Dinge, die mich entspannten. Hier ein Musikstück. Dort eine Serie oder ein Film. Dann wieder etwas zu Essen oder zu Trinken. Oder eine bestimmte Freundin anrufen. Auch ein Spaziergang landete auf meiner Liste.

Warum das Ganze?

Warum wollte die Therapeutin damals, dass ich es aufschreibe? Weil unser Gehirn leider bei Stress, Wut und Trauer nur noch auf das konzentriert ist, was uns gerade stresst, wütend oder traurig macht. Alles andere blendet unser Gehirn aus. Deswegen vergessen wir in solchen Moment auch alles, was uns entspannen könnte.

Und dafür gibt es die Liste. Wenn ich weiß, dass ein voller Tag ansteht, dann plane ich von vornherein drei Dinge von meiner persönlichen Was-entspannt-mich-Liste ein. Ich trinke also einen Karamell Macchiato, gehe spazieren und habe meinen MP3-Player mit einem fröhlichen Lied griffbereit.

Was steht auf Ihrer Liste?

Setzen Sie sich hin und schreiben Sie Ihre Liste. Was steht drauf? Vielleicht fällt Ihnen ja sogar etwas ein, dass Sie speziell zu Weihnachten entspannt. Vielleicht haben Sie vor einigen Jahren mal etwas spontan gemacht oder erlebt, dass Sie zum Lachen gebracht hat. Dann wiederholen Sie dies einfach. Oder holen Sie die Fotos raus und erinnern Sie sich daran.

Schreiben Sie alle Kleinigkeiten auf, die Sie entspannen. Und wenn Sie merken, dass es Weihnachten wider Erwarten doch stressig wird, dann gönnen Sie sich ein oder zwei oder drei Dinge von der Liste. Wie wäre es, wenn Ihre ganze Familie eine Liste erstellt? Und dann können Sie ja vergleichen, ob sich ein paar Punkte überschneiden, die dann alle machen.

Gönnen können

Wenn bei Ihren Lütten auf der Liste steht, dass sie ein Computerspiel entspannt, dann ist es nur fair, ihnen ab und an diese Entspannung zu gönnen. Während die dann virtuell herum ballern, können Sie sich ja einer Sache von Ihrer Liste zuwenden. Vielleicht im größten Vorbereitungsstress eine gute Freundin anrufen und ihr erzählen, wie viel noch nicht erledigt ist. Und dann gemeinsam darüber lachen.

So eine Was-entspannt-mich-Liste ist fürs ganze Leben. Die können Sie jetzt anfangen und in den nächsten Jahren und Jahrzehnten immer fortführen. Je länger sie ist, desto besser sind Sie gewappnet. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Schreiben. Und viel Spaß an diesem letzten Arbeitstag. Morgen … ist es soweit.

Morgen ist Heiligabend! 

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Liebe Isabel Garcia, tolle Gedanken zu dem, was schön ist im Leben und wie oft man das vergisst. Obwohl ich glaube, ich gehöre zu den Menschen, die relativ viel von dem tun, was ihnen Freude macht. In dem Rahmen, den mir das Leben lässt. Für viele ist das wenig, für mich ne Menge. Seit 35 Jahren bin ich an einer Form von Muskelschwund erkrankt, musst dadurch immer mehr Träume und Wünsche und auch alltäglich Selbstverständliches “abspecken”. Nun bin ich 48 und nehme Augenblicke bewusster wahr denn je. Fühle, was wirklich wichtig ist. Seit vier Jahren hilft mir ein kleiner Hund dabei, der mich spiegelt und von dem ich viel lerne. Oft denke ich: die Menschen, die vermeintlich alles haben, die tun und lassen können, was sie wollen (körperlich), laufen gegen offene Türen. Hemmen sich selbst. Ich lebe reduziert, aber intensiv in meiner kleinen Welt mit Hund. Ich mag Menschen, doch ihre oft so andere Sicht auf die Dinge des Lebens lässt mich Einsamkeit zwischen ihnen spüren. Was mich entspannt? Dem Hund beim Schlafen zusehen, mit ihm durch den Tag streifen, Enten beobachten und die Sonne, wie sie auf- oder untergeht. Noch vor acht im Bett liegen, lesen, träumen, mit lieben Menschen chatten oder mal telefonieren. Alte Mails meiner verstorbenen Freundin lesen, in denen ich ihr so lebendig begegne. Nüsse knabbern. Die Physiotherapie genießen. Lesen, lesen, lesen. “Du bist das Licht” von Gregor Meyle hören. Morgen ist Heiligabend. Weihnachten fängt an. Ich habe alle, die sonst kommen, ausgeladen. Treffen irgendwo, nur nicht hier. Kein Stress. Wir werden zusammen sein. Und ich dabei ganz entspannt … Wünsche Ihnen und Ihren Lieben eine gemütliche Zeit und werde zukünftig öfter bei Ihnen “vorbeilesen” Alles Liebe von Silke

    1. Liebe Silke,

      vielen Dank für Ihre Worte. Ich finde Ihre Sicht der Dinge sehr schön. Und ich kann verstehen, wie viel Ihnen Ihr kleiner Hund gibt. Mein Hund hat mir auch immer sehr dabei geholfen im Hier und Jetzt zu sein und zu entspannen. Streicheln Sie Ihren kleinen Hund mal unbekannterweise von mir.

      Ich wünsche Ihnen eine schöne gemeinsame Zeit mit den Menschen, die Ihnen wichtig sind. Außerhalb Ihres Heims. Ich kann gut verstehen, dass dies entspannt.

      Ganz herzlichen Gruß
      Isabel

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