Bekannt aus:
Mein Gott, reden Sie einfach

Mein Gott, reden Sie doch einfach!

Reden: einfach mal mutig den Mund aufmachen

„Warum redest du nicht mit mir?“ Dieser Satz klingt noch in meinen Ohren. Und ich habe ihn gesagt. Naja … vielleicht habe ich ihn auch eher wütend gezischt. Alle Kommunikationstipps dieser Welt helfen nicht, wenn jemand einfach nicht reden will. Häufig ist das auch gar kein Problem. Ich liebe so stille Gesellen, mit denen ich gemeinsam schweigen kann. Doch wenn es Probleme gibt, dann werden sie selten durch Schweigen gelöst.

Ich habe gerade einen wichtigen Menschen in meinem Leben – zumindest für den Moment – verloren, weil er nicht reden wollte. Mit anderen Worten: Weil er sich nicht öffnen wollte. Weil er kein Vertrauen hatte. Weil er Angst vor meiner Reaktion hatte. Dabei hatte ich mit dem zurückgehaltenen Inhalt weniger Probleme, als mit den Ausweichmanövern im Vorfeld und dem Schweigen. Nach dem Motto „Ich mache das erst einmal mit mir selbst aus.“

Schweigen kann auch mal gut funktionieren

Manchmal schweige ich auch und es tut mir gut, meine Gedanken erst einmal für mich zu klären. Doch im zweiten Schritt ist es in einer Beziehung wichtig, den Mund aufzumachen. Sowohl in einer beruflichen Beziehung zu einem Kollegen oder einer privaten Beziehung zu einer Freundin. Ich habe es einige Male erlebt, dass sich Menschen erst nach Monaten des Schweigens getraut haben, mir ehrlich ihre Gedanken mitzuteilen und ich sah den Schmerz und die Angst in den Augen. Dabei fand ich den Inhalt harmlos. Dann sage ich immer wieder: „Warum hast du mir das nicht früher gesagt, dann hätte ich das sofort aufklären können und du hättest dich nicht so gequält mit diesen Gedanken.“

Warum reden wir nicht?

Da gibt es viele Antwortmöglichkeiten. Manche trauen sich nicht, einen Fehler einzugestehen. Und das in Zeiten, wo eine gelebte Fehlerkultur offiziell im Trend sein soll. Manche haben auch einfach nur Angst, danach nicht mehr gemocht zu werden. Und was ich häufig als Grund sehe: Sie denken, dass diese Probleme einzigartig sind und wahrscheinlich niemand damit klar kommen kann, wenn das rauskommt. Dabei gibt es so viele Menschen mit denselben Gedanken, Ängsten und Emotionen. Wenn wir darüber reden würden, käme es ans Licht.

Und damit meine ich weder die oberflächlichen Smalltalk-Gespräche, noch die hohlen Worthülsen á la „Leben Sie im Hier und Jetzt“ in den sozialen Netzwerken, noch die schauspielreifen Statusgespräche im Job. Ich meine offene, ehrliche Gespräche, die dazu führen, den anderen in die eigene Seele schauen zu lassen.

Wie kann es gehen?

In Trainings gebe ich den Tipp: Situation ansprechen. Das Leben kann so einfach sein, wenn wir häufiger ansprechen, was wir gerade fühlen und denken. Natürlich ist ein vorheriges Gedankensortieren eine feine Sache. Doch dann: Einfach mal raus mit der Sprache. Seien Sie mutig. Öffnen Sie den Mund. Bei Themen, die Ihnen Bauchschmerzen bereiten; die Sie vielleicht noch nicht so genau in Worte fassen können. Aber dann sagen Sie genau das: “Ich kann es noch nicht in Worte fassen“. Das ist ein Anfang.

Ein Anfang für ein Wir. Eine Verbindung. Ein Miteinander.

Lassen Sie es uns gemeinsam angehen

Ich habe in den letzten Wochen so oft gesagt: „Rede doch mit mir.“ Und ich gestehe ehrlich, dass auch ich manchmal zu lange schweige. Und auch ich habe dadurch schon Menschen aus meinem Leben vertrieben. Es geht also häufig gar nicht so sehr darum, wie Sie reden, sondern dass Sie überhaupt reden.

Lassen Sie uns gemeinsam mutiger werden. Lassen Sie uns Reden. Um Missverständnisse auszuräumen, Ängste zu schmälern und um ein wertschätzendes Miteinander hinzubekommen.

Ich wünsche Ihnen viele schöne, tiefgreifende und erfüllende Gespräche.

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