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Sind Sie der Vorantreiber oder doch eher der Bewahrer?

Letztens habe ich einer lieben Bekannten erzählt, dass ich gerade ein Buch über Kommunikationstypen schreibe. Kaum war das Wort über meine Lippen gerutscht, verdrehte sie schon die Augen: „Oh nein. Hör mir auf damit! Ich hasse diese Schubladen!“ Bei ihr im Unternehmen gibt es nämlich ein hauseigenes Kommunikationsmodell, bestehend aus vier Typen.

Zunächst einmal wird jeder neue Mitarbeiter anhand eines Tests einem dieser Kommunikationstypen zugeordnet und anschließend mit vier verschiedenfarbigen Gesprächsleitfäden für Kunden ausgestattet, für jeden Typ einen. Bei Telefonaten mit Kunden soll er anhand dieser nun sofort erkennen, welcher Kommunikationstyp sein Gegenüber ist und dementsprechend interagieren. Jede Schublade – davon geht dieses Modell aus – möchte nämlich anders angesprochen werden.

Einer ist besser

Nun gibt es bei diesem speziellen Modell einen Kommunikationstyp, der sehr angesagt ist. Ich nenne ihn mal etwas abgewandelt den Vorantreiber. Dieses Etikett ist natürlich für jeden Mitarbeiter eines jungen, dynamischen Unternehmens besonders erstrebenswert. In dem Gedanken, an der Expansion und am Erfolg des Unternehmens maßgeblich beteiligt zu sein, dürfen Vorantreiber sich immer selbst auf die Schulter klopfen. Bei der Einstellung das Etikett vom Kommunikationstyp „Bewahrer“ zu erhalten, ist deutlich weniger beliebt. Ein Bewahrer kann sich einfach mit nichts wirklich brüsten. Den Vorantreibern schauen er und auch die weiteren zwei Kommunikationstypen dieses Modells neidisch aus der Ferne zu.

Da sie als sehr wichtig für das Unternehmen wahrgenommen werden, wird Vorantreibern bei der Kommunikation vieles verziehen. Verhält sich ein Vorantreiber zum Beispiel nicht wertschätzend, wird gesagt: „Ja, die sind nicht so emphatisch, aber dafür führen sie uns alle zum Erfolg.“ Und sie nutzen es auch selbst als Ausrede, wenn sie mal wieder jemandem über den Mund gefahren sind und keine andere Meinung außer der eigenen gelten lassen: „Ach, wissen Sie … Ich bin ja ein Vorantreiber. Mir liegt dieser emotionale Kram nicht so.“

Unpassendes Benehmen

Besonders amüsant und tragisch zugleich ist, dass im beschriebenen Unternehmen mitunter ziemliche Verwirrung aufgrund des starren Kommunikationsmodells herrscht. Dann nämlich, wenn jemand sich mal eben nicht typgerecht verhält. Da gibt es den bescheiden-stillen Bewahrer, der plötzlich laut wird und energisch aufstampft? Das kann doch nicht wahr sein! Mal kurz einen Blick auf den blauen Zettel werfen … Neeee … Hier steht doch, dass die nie aufstampfen. Komisch. Und ärgerlich. Da verlässt jemand die Typen-Schublade und bringt die sichere Kommunikationsstruktur komplett durcheinander.

Wie stark diese Art von Kommunikationsmodellen verbreitet ist, darüber bin ich immer wieder erstaunt. Und darüber, dass so viele Menschen ernsthaft glauben, sie würden nur einem einzigen Kommunikationstyp entsprechen.

Adieu Schubladen-Denken

Genau von diesem Schubladen-Denken verabschiede ich mich in meinem neuen Buch. Ich bin nämlich der festen Meinung, dass wir immer alle Kommunikationstypen in uns haben. Wir leben nur nicht jeden gleich stark aus. Aus den unterschiedlichsten Gründen. Ich kenne Führungskräfte, die im Unternehmen staubtrocken und dadurch unglaublich überzeugend sind. Geht allerdings mal etwas unvorhergesehen schief, reagieren sie mit cholerischen Ausbrüchen, bei denen alles und jeder zusammengeschrien wird. Zu Hause wiederum können sie stundenlang mit dem kleinen Sohn Modelleisenbahn spielen und in Kindersprache brabbeln. Und wenn der Hund stirbt, kann dieser Typ auch sehr melancholisch werden. Das sind vier unterschiedliche Kommunikationstypen und in jeder Lebenslage nutzt dieser Mensch eine andere.

Manche Menschen bevorzugen ihr Leben lang nur zwei Kommunikationstypen. Sind also vielleicht nur verspielt und cholerisch und blenden die sachlichen Aspekte und die tiefschürfenden Gefühle aus, was völlig in Ordnung ist. Was aber trotzdem nicht bedeutet, dass die anderen zwei vernachlässigten Kommunikationstypen nicht trotzdem in ihnen schlummern würden. Und solange Sie nur einen Teil Ihrer Persönlichkeit nutzen, werden Sie vielleicht immer wieder in dieselben kommunikativen Sackgassen laufen.

Nachlesen

Am 22. September kommt mein Buch beim ECON Verlag mit dem Titel „Ich kann auch anders“ heraus. Und dort beschreibe ich mein Kommunikationsmodell, bei dem ich wie gesagt davon ausgehe, dass jeder jeden Typen in sich hat, nur nicht alle auslebt. Ich finde auch, dass alle vier Typen großartig sind. Jeder auf seine Weise. Sie haben Ihre Stärken und Ihre Achillesfersen. Und dann zeige ich in dem Buch, wie Sie es schaffen, alle vier Typen in sich zu aktivieren.

Bis das Buch erscheint, können Sie gerne schon mal entspannt an Ihr bisheriges Kommunikationsmodell heran gehen und sich fragen, welches und wie viele Sie ausleben und wie stark. Sie denken doch nicht ernsthaft, dass Sie in eine Schublade gehören, oder? Sie sind doch nicht immer nur cholerisch, von morgens bis abends inklusive cholerischer Träume? Sie sind auch nicht nur phlegmatisch. Sie sind alles. Beziehungsweise alles steckt in Ihnen.

Sie können das Buch im Buchhandel oder bei Amazon vorbestellen.

Außerdem spreche ich gerade das ungekürzte Hörbuch für den Sessel Books Verlag ein. Das Hörbuch erscheint ebenfalls am 22. September 2016 und Sie können es über den Sessel Books Verlag vorbestellen: info@sesselbooks.de

Die ersten Vorbestellungen bekommen von mir eine persönliche Widmung. Schreiben Sie uns Ihren Wunschtext mit der Vorbestellung.

Herzlichen Gruß von der Schubladen-Verlasserin
Isabel García

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